Atelierporträt
THOMAS HOLOTA + TEAM
MARKENINSZENIERUNG
Thomas Holota
Geboren_1979 in Wien
Macht_Markeninszenierungen_ Sonderanfertigung und Kleinserien_ materialübergreifend und handwerksverwurzelt_mit einem Touch Hightech
Ziel_ mehr Ortsunabhängigkeit_Fokus Konzeption
Antrieb_Freude, (wahnwitzige) Ideen zu haben, sie zu bauen, funktionieren zu sehen_Selbstbestimmung_
Wissensvermehrung durch Teilen
Wünscht sich für sein Biz_mehr Zeit, über Wünsche nachzudenken_sanftes Wachstum
Mag am Werksalon_Starthilfe_Austausch_Raum für Entfaltung & Miteinander-Wachsen
Im Werksalon seit_2016
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Vanessa Hradecky
Geboren_1998 in Wien
Macht_alles, was Thomas‘ Projekte brauchen_und viel mehr
Ziel_Fertigkeiten, Materialkunde, Business lernen_Selbständigkeit ausfüllen
Antrieb_mit good Vibes und auf eigenen Beinen ins Arbeitsleben starten
Wünscht sich für ihr junges Biz_Lernen_Weiterentwickeln_Freude
Mag am Werksalon_die vielen netten Selbständigen_dass er passt wie angegossen
Im Werksalon seit_2021
Alles Inszenierung
Wenn an einer Straßenbahnhaltestelle in der Wiener Innenstadt ein Plakat dir Kaffee ausschenkt (du hast richtig gelesen) – in einer Espressotasse mit Gravur deines Namens, dann steckt Thomas dahinter. Thomas setzt für Außenwerber Gewista etwa bei der Kaffemarke De Longhi seine Ideen um. Warum er dazu Vanessa braucht und 4 weitere Frauen in seinem Leben Hauptrollen spielen? Welches Schlüsselerlebnis aus dem Sachbearbeiter einen kreativen Ideenbauer gemacht hat? Heben wir den Vorhang. Hier ist alles echt.
Der Materialist
Thomas umgibt sich gern mit Armani und Yves Saint Laurent. Zumindest, wenn er den Auftrag hat, diese Marken in Szene zu setzen. Seine Ideen in Holz, Beton, Acryl oder auch ganz anders real werden zu lassen. Aber werfen wir einen Blick in den Rückspiegel. Sommer 1998, als vieles begann. Ums Maturageld kauft Thomas ein Auto und fährt nach Polen. Zerlegt es dort mit seinem Mechaniker-Cousin. Analysieren und Tüfteln, Denken in Bestandteilen, Tun in Materialien, der Hang zu kreativen Geistesblitzen. That’s Thomas. Auf Maturareise folgt: Job finden. Dem Bruder das vorgestreckte Sommerfreiheitsgeld zurückzahlen.
1 Dekade Angestelltendasein
(Wissen, was man nicht mehr will.)
Obwohl kaufmännisch kaum vorbelastet (nach Maschinenbau und Schweißtechnik am TGM), landet Thomas in diesem Bereich. Als ‚Sachbearbeiter‘ (schönes Wort übrigens) bei EVVA. Wälzt um. Baut den strategischen Einkauf auf. Ich habe sehr rasch Verantwortung übernommen. Prozesse durchleuchtet, verhandelt, mich gegen Widerstände durchgesetzt. Viele Einblicke in andere Firmen und ihre Produktionsstraßen bekommen. Hilft heute natürlich.
Weltreise
Auf EVVA folgt 1 Jahr Weltreise mit Freundin Anja. Wenig Gepäck, viel Rundumblick. Zehen im Sand. Kopf frei. Was ist mir wichtig? Was will ich – und was nicht? Das eingeschlichene Ungut-Harte und Ehrgeizige will Thomas nicht mehr. Auch nicht beim Gegenüber. Die Idee der Selbstständigkeit taucht am Horizont auf. Aber noch nicht ganz greifbar. Dafür braucht es noch 2 Jahre in einem letzten Job.
Ein Glückskeks als Aha-Erlebnis
Anja ist derweil mit ihrem Schmuckdesign und dem Label heartware erfolgreich. Thomas kümmert sich um die Gestaltung und Produktion der Verpackung. Merkt, wie viel Spaß es macht, Anjas Glückskeks-Kette mit einer edlen Take-Away-Box zu umhüllen. A signature piece is born. Und ein Markeninszenierer. – Eine Asienreise später ist klar: bye bye Job, hallo Selbständigkeit.
Erster Auftrag als Totalausfall
Es ist Sommer 2013 und Thomas gründet. Ohne Kundenstock. Ohne Wahnsinnsidee. Sein Unternehmen bietet Verpackungsdesign an. Der allererste Kunde ist ein Bio-Imker. Ich habe mich in die Entwicklung einer innovativen, umweltfreundlichen Steckverpackung total hineingekniet. Und dann keinen Cent gesehen. Fehlstart. Als Newcomer will er aber keinen Rechtsstreit vom Zaun brechen. Damit wird offensichtlich spekuliert. Aber wie so oft, hat dieses Übel auch etwas Gutes. Zwei Türen weiter wartet Kunde Nummer 2. Wertschätzend. Vertragstreu. Hochzufrieden. Thomas‘ neue Verpackung wertet dessen Produkt auf, erhöht den Absatz, reduziert Kosten und Ausschuss. Was ich mache, ist gut! Die Bestätigung tut gut, geht runter wie Honig nach dem holprigen Start ins Unternehmertum.
4 Frauen und 1 Business. Ein Survival Kit.
Im Gründungsjahr kommt die erste Tochter von Anja und Thomas auf die Welt. Im 3-Jahres-Rhythmus folgen Töchter 2 und 3. Die ersten Unternehmensjahre waren tough. Viel Arbeit, hohe Gesamtbelastung, überschaubares Einkommen. Doch Anjas Schmuck läuft gut. Rücklagen helfen auch. Die Jungeltern vergessen nicht, sich auszutauschen und gegenseitig zu unterstützen. Durchgebracht, in vielerlei Hinsicht, haben uns ein gewisser Mut nach vorne. Und ein gesunder Mangel an zu viel Nachdenken. Umsetzungsideen für Projekte sind immer da. Thomas traut sich auch zu, sie zu bauen. Verlässt damit regelmäßig die Komfortzone. Kennt auch Frust und Misserfolg. Aber egal was vorher passiert ist, am Ende habe ich immer geliefert. Mein unternehmerisches Selbstbewusstsein ist mit jeder Lösung, mit jedem Auftrag, gewachsen.
Sweet ´16: Boost by Werksalon
Vom Happy Lab im 2. weiter in ein Gemeinschaftsatelier, wo Thomas der Goldschmiedin zu laut und staubig ist während ihm die richtigen Maschinen fehlen. Die Wanderjahre finden 2016 ein Ankommen: im Werksalon. Herzlich empfangen von Co-Inhaberin Antoinette. (Anmerkung der Verfasserin: Da muss was dran sein. Das erzählen bis dato 3 von 3 Interviewees). Die passende Infrastruktur katapultiert Thomas‘ Biz auf ein neues Level. Die Werksalon-Werkstatt ist state of the art. Das findet man sonst nirgends. Es war aber viel mehr als die Maschinen! Mein Arbeitsplatz unter Gleichgesinnten, die auch alle ihre Ideen verfolgen. Das selbstlose Wissen-Teilen von Martin und Antoinette! Den beiden liegt enorm daran, dass Businessideen verwirklicht werden. Austauschen und Fragen-Können löst Knoten. Stärkt. Verankert. Der Werksalon ist für Thomas und viele andere ein Inkubator. Das Inhaber*innen-Paar bietet viel offenes Wissen. Das war ein unglaublicher Mehrwert! Antoinette, sie lehrt auch BWL für Gründer*innen an der Angewandten, unterstützt bei Positionierung, Kostenkalkulation, Preiskommunikation. Martin teilt sein tiefes Tischlerwissen. Für Thomas, der vom Metall kommt, ist das Gold wert.
Spinnen & realisieren
Das verflixte siebte Unternehmensjahr bringt für Thomas viel positive Dynamik. (Während über die Hälfte aller österreichischen Gründungen es übrigens nicht erleben). Aus dem Zusammenspiel von aufgebauter Bekanntheit, Netzwerk und andererseits dem Zulauf im Werksalon trudeln zunehmend Aufträge ein. Tischlermeister Martin gibt etwa Anfragen, die nicht sein Kerngeschäft betreffen oder er nicht unterbringt, immer selbstlos weiter. Eine Werbeagentur meldet sich im Co-Making Space und braucht Awards, also eine Art Trophäe. Etwas Ausgefallenes. Material egal, Mix welcome. Thomas ist in seinem Element. Denkt sich in Thema und Zielgruppe hinein, skizziert, findet Material und Lieferanten, baut Prototypen. And Thomas’ personal winner in the category “new product” is – creative award!
Was der Werksalon und die Barpapas gemeinsam haben
Antwort: Sie nehmen die Größe und Form an, die gerade gebraucht wird. Anfangs nutzt Thomas neben seinem Atelierplatz die vollausgestattete Gemeinschafts-Werkstatt im Stock darunter auf Stundenbasis. 2020 baut der Werksalon die Werkstatt aus. Thomas gewinnt gerade einen großen Auftrag und schnappt sich das erste neu errichtete Studio. Ein persönlicher Workspace in der Werkstatt mit Lagerplatz und Tür-zu-Effekt. Im Atelier oben mietet er mittlerweile 2 Schreibtisch-Arbeitszonen. Material, Projektteile und Helferleins everywhere. Das Lässige am Werksalon ist seine Lösungsorientiertheit gegenüber uns MieterInnen. Dinge werden einfach ausprobiert. Neue Modelle anhand der Bedürfnisse entwickelt. Man wächst gemeinsam. Kooperiert. Profitiert gemeinsam. Apropos wachsen: Außenwerber Gewista wird treuer Auftraggeber für Sonderwerbeformen und Spezialkonstruktionen. Kein Projekt gleicht dem anderen. Gemeinsam bewirbt man zalando, Malfi Gin, Armani im und am Riesenrad. Im Gastronomiebereich realisiert Thomas Inszenierungen für die Marken des Red Bull Universums. Für die Pernod Ricard Gruppe sind es Absolut Vodka Flaschencooler in Form von Discokugeln.
Und plötzlich ist man zu klein
Als Unternehmen. Thomas merkt es auf die eher ungesunde Tour. Es nicht mehr alleine zu ‚derheben‘, den Punkt habe ich viel zu spät erkannt. Nachtschichten über Wochen. Kurzfristig mussten Freunde und Familie mitarbeiten. Das war aber kein Zustand. Der wenig überraschende und ungemein schwierige Praxistipp: Rechtzeitig Hilfe holen! Betonung auf zeitig. Und entsprechend kalkulieren. Kolleg*innen im Werksalon, die gerade nicht voll ausgelastet sind, kommen Thomas da sehr recht. Jede*r hat ein Spezialgebiet. Neben dem Tischlern etwa Polstern und Tapezieren oder Betongießen. Dem Café Landtmann baut man in Werksalon-Teamwork zum 125. Jubiläum eine Polsterbank in die Straßenbahnhaltestelle vor dem Burgtheater. Mit traditionell-markanten Landtmannstoff. Ich kann Kunden gegenüber meinen Angebotsumfang vergrößern. Denn ich greife auf Fertigkeiten von Menschen um mich herum zurück, deren Kernkompetenzen und Qualität ich gut kenne. Mein Unternehmen gibt das jetzt her!
V wie Unterstützung
Heute sieht man Thomas meist im Arbeits-Tandem mit Vanessa. Sie designt, baut, testet, verpackt, transportiert, montiert. Macht einfach alles und alles einfacher. Urlaubsvertritt den Inszenator neuerdings auch. Ich mag die Vielfalt. Handwerk als Schnittstelle zu Design, Konstruktion und Werbung. Oft sind unsere Projektideen spielerisch und interaktiv. Machen das Stadtbild bunter. Es ist nie langweilig, immer ist unsere erste Frage bei neuen Projekten ‚Was ist noch möglich?‘. Man erlebt die beiden als eingespieltes Team. Der Schmäh rennt. Die Zusammenarbeit hätte Thomas allerdings fast verschlafen. 2021 braucht er 3 Monate, um auf ihre Bewerbung für ein Pflichtpraktikum zu reagieren. Vanessa ist da schon vergeben und sagt ab. Er meint, sie soll trotzdem vorbeikommen. Tut sie. Der Rest ist Werksalon Geschichte. Eine schöne. Von kollegialem Weiterreichen von Anfragen. Von Dranbleiben auch wenn’s neben der Schule anstrengend ist. Weil es hier gefällt. Auch weil Thomas vom ersten Praktikumstag an bezahlt. Von Mut zum Eigenen gleich nach dem Abschluss des Kollegs. Für mich ist der Werksalon der perfekte Ort! Ich kann viele spannende Leute und Gewerbe kennenlernen. Und ich mag die Vibes. Seit ich die HTL abgeschlossen habe, bin ich selbständig und Thomas‘ Unternehmen ist mein Kunde. Das Eigene entspricht mir. Handwerkliche Berufe macht man ja traditionell selbständig. Und hier sind es auch alle.
Unternehmen gestalten. Die ersten 10 Jahre.
Während diese Zeilen entstehen, arbeiten Thomas und Vanessa an einem Projekt für Armani. Von der Honigglas-Verpackung zur Armani-Lichtskulptur in 10 Jahren. Wie soll es weitergehen, Herr Ing. Holota? Mit nachhaltigem Mehrwert für die eigene Community! Es geht um den Blick aufs Ganze. Freundin Anja macht es – man ist geneigt zu sagen: wieder – vor. Sie denkt ihren Schmuck weiter. Nennt ihr neues Konzept Happy Karma Club. Für Thomas und sein Unternehmen bedeutet Mehrwert: Wissen teilen. Und bündeln. Ich habe im Werksalon jahrelang von freigiebigst geteiltem Wissen profitiert. Mittlerweile kann ich selbst viel erzählen. Ich gebe gerne zurück. Die Gemeinschaft ist schlauer als die Summe der einzelnen Hirne.Thomas will Business auf einem Level betreiben, wo Gemeinschaftliches wachsen kann. Will Partnern auf Augenhöhe begegnen. Für meine Kund*innen ergibt das ein Sorglospaket nach meinen hohen Qualitätsstandards. Dahinter stecken vielleicht mehrere Wissensträger*innen, etwa aus dem Werksalon-Kosmos. Und selbst? Für mich persönlich bedeutet es idealerweise: Konzentrieren auf das Konzeptionelle. Das große Ganze. Mehr Freiheit, zeitlich und räumlich. Wir merken, ‚Holota Enterprises‘ ist und bleibt eine wunderbare Sonderanfertigung.
Kontakt: http://holota.at/ und https://www.happykarma.club/
Dieses Portraits ist im Jahr 2023 in Zusammenarbeit mit zwei weiteren wunderbaren Werksalon Kolleg*innen entstanden. Gespräche geführt, Fragen gestellt und in Worte gefasst, wurde all das von Barbara Windisch https://www.funkelrot.com. Ins Licht gerückt und bildlich eingefangen hat Foto- und Videograf Zeia Rahimi https://www.gurgpro.com